Die Darstellung ist aus einer Punktwolke entstanden.
Casa Enrici, eine Beschreibung von Paul Kohlhaas
„Über den ursprünglichen Seiteneingang des Palazzo Enrici betritt man die heutige Casa Enrici an der Via Enrici. Von Außen ist der zusammenhängende Gebäudekomplex noch an vereinzelten Merkmalen zu erkennen. Der ehemalige Seitenflügel steht direkt an der Stadtmauer und überblickt von West über Nord nach Ost die hügelige Landschaft der Marken. Zu dem Haus gehört auch der im Hinterhof eingeschlossene Garten, mit typisch steinigem Boden und einigen alten Sträuchern und großen Büschen. Der Blick schweift hier über die ineinander verschachtelten Häuser, den Turm des Palazzo Communale und in die Via Hebrea hinein. Das Haus wird von einem alten Treppenhaus mit übermalten Deckenfresken aus dem 15. Jahrhundert erschlossen. Im Hochparterre führt ein zentraler, orthogonal gelegener Gang über kleine oder größere Schwellen in die einzelnen Räume. Die Grundrisse des Erdgeschoss und 1. Geschoss sind nahezu identisch, einzig das im 1. Geschoss befindliche Bad bricht diesen einfachen, praktikablen Grundriss. Ein Durchschlupf direkt neben dem Eingang zum Haus führt in den zum Garten ebenerdigen Keller. Ein handgeschlagener, massiver Holzträger aus dem 15. Jahrhundert trägt die Last des Giebels ab und ermöglicht einen großen offenen Raum. Hier befindet sich auch ein weiterer Abgang in das Höhlensystem unter der Stadt. Der Zugang zu den angrenzenden Palästen und der hauseigenen Lagerräumen wurde vom Vorbesitzer in den 1980iger Jahren verschlossen. Rote und blaue Steinstufen zeugen noch von dem vergangenen Glanz des Palastes. Der Keller hat zudem noch einen direkten Zugang zur Burgmauer und der darauf befindlichen Gasse. Im Erdgeschoss gibt es 4 große Räume, eine geräumige Küche, eine kleine Kammer und den Zugang zum Garten über einen schmalen Anbau. In dem Anbau befinden sich zwei kleine Bäder und ein Balkon. Im Obergeschoss befindet sich eine weitere Küche, mit einer Gewölbedecke aus dem 15. Jahrhundert. Auch hier sind die Fresken bereits übermalt. Derzeit wird das Haus, ähnlich seiner ursprünglichen Intention, als Ferienhaus mit offener Struktur genutzt. Der Ort wird bereits als konzeptueller Nährboden für (kunst-)handwerkliche Experimente und als inspirierende Umgebung für eine wechselnde Gruppe von Freunden genutzt. Über die Jahre der gemeinsamen Nutzung soll so das Gebäude stückweise renoviert werden und zu einer Basis für kreatives Schaffen in verschiedenste Richtungen werden. In den letzen Jahren sind so ein Pizzaofen und eine Theke im Garten entstanden, ein als Atelier definierter Raum wurde um ein großes Graffiti ergänzt, und in einem Schlafzimmer wurde die alte Wandstruktur freigelegt und in die Gestaltung einbezogen. Die Interventionen haben einen spontanen, autodidaktischen Charakter und entwickeln in der von Tradition und Geschichte geprägten Umgebung einen starken Gegensatz. Diese ambivalente Stimmung birgt ein großes Potenzial. Der Großteil der Räume wird noch als mehr oder minder provisorisches Schlafzimmer verwendet, einzig die Küche und ein Wohnzimmer im Erdgeschoss und die Küche und das Atelier im Obergeschoss sind als öffentliche Räume im klassischen Sinn genutzt. SO konzentriert sich die Nutzung am Tag auf die zwei Räume im Erdgeschoss und den Garten, das Atelier wird primär für Spieleabende und die obere Küche als Ausweichort bei der aufwendigen Essenszubereitung verwendet. Ein kompakteres Raumprogramm mit ausreichend Schlafmöglichkeiten für eine Gruppe von durchschnittlich 8-10 Personen, und der damit verbundenen Öffnung einiger, derzeit als Schlafräume okkupierten Räume für die zu definierende tägliche Nutzung, wird das vorhandene Volumen für diese Nutzung vorbereiten. Im Zuge der Arbeit wird die DNA des Gebäudes herausgearbeitet und mit der neuen Nutzung verbunden. Eine Werkstätte für geistige und handwerkliches Schaffen, mit flexibeln Räumen, die sich den jungen Nutzern anpassen können. Ein Ort, an den man bewusst kommt, um etwas zu generieren, inspiriert durch die Umgebung, konzentriert im Raum und doch frei im Ergebnis. Auf der Fassade der Casa Enrici haben die verschiedenen Zeiten ihre Spuren hinterlassen. Reste von Stucco, einem erdigen Putz verdeckt teilweise die Ziegelsteine und lässt an Stellen die schon marodierenden Ziegel frei. Ein Abwasserrohr, nachträglich in die Fassade eingelassen und ohne gestalterischen Willen verputzt trennt die Fassade. Die sichtbaren Stürze über den Fenstern und Türen sind teilweise aus Betonträgern, Holz oder gemauerten Bögen. Der für die Gegend typische Dachüberstand mit Mauerwerksziegeln säumt das Obergeschoss. Zugemauerte Fenster zeugen von weiteren Veränderung über die Jahre des Bestehens.“ (Kohlhaas P., 2019, unveröffentlicht)
Mein Kommentar:
Höchstwahrscheinlich gibt es auf dem Stuck, der sich im oberen Stockwerk befindet, alte Fresken Malereien aus dem 15. Jahrhundert. Diese wurden überstrichen in einer Zeit nach dem Krieg als die Menschen mit allem vergangenen abschließen wollten. Als das Haus gekauft wurde, waren die Stuck Wände braun gestrichen. Wir haben uns überlegt einen Spezialisten kommen zu lassen, der einen kleinen Teil der Stuck Malereien freilegen könnte. Der Historiker Marco meinte, dass höchstwahrscheinlich Malereien von antiken Geschichten und Mythologien in den Malereien dargestellt werden. Bei unserem Nachbarn Max gab es auch Stuck Malereien welche aber aus dem 17. Jahrhundert stammten, doch die Form unseres Stucks weist auf eine deutlich ältere Zeit hin.
Naheliegend wäre es eine historische Druckmaschine in einen zukünftigen Werkraum zu integrieren. Ich spiele schon seit längeren mit dem Gedanken den historischen Buchdruck nach Barchi zu bringen. Dies hätte einen geschichtlichen Hintergrund. Man würde das mittelalterliche Handwerk zurück nach Italien bringen, und hätte eine ursprüngliche Nutzung mit großem Freiraum für neues Schaffen. In der Nähe von Barchi gibt es eine große Papierfabrik, eine der ältesten Europas. Diese befindet sich in Fabriano und eine Kooperation wäre denkbar. Außerdem gibt es schon eine alte Druckwerkstatt in einem nahegelegenen Dorf in Cagli. Dort wird mit Heidelberger Tiegel und Bleisatz gearbeitet. Man könnte Kurse für traditionellen Buchdruck anbieten.
Für die Zukunft muss man sich eine Möglichkeit der Finanzierung überlegen. Denkbar wäre eine Vermietung zu bestimmten Jahreszeiten, um mit dem Geld das Haus zu erhalten. Andererseits muss das Haus für größere Zeiträume offen sein für Projekte, Workshops und Kreative. Außerdem muss man wenn man Lust hat einfach hinfahren können, um Entspannung und Ruhe zu finden.
Im Garten der Casa haben wir uns ein Paradies zum Kochen gebaut. Unter anderem sind Projekte umgesetzt worden, wie der Bau eines Pizzaofens und einer sakral beleuchteten Bar mit Arbeitsfläche. Außerdem gibt es eine große Feuerstelle und ein Hochbeet mit frischen Kräutern und Gemüse. Hängematten werden im Sommer gespannt, es wird Schach gespielt und entspannt. Man findet immer ein schattiges Plätzchen im Garten, was zu bestimmten Jahreszeiten von großem Vorteil ist. Oft spielen sich die Abendgestaltung im Garten ab. Es wird zusammen gekocht, gespielt, geredet, geplant und gesungen. Der Wein aus dem anliegenden Weingut wird getrunken. Aus dem Garten hat man den Blick auf die Innenseite des ehemaligen Palazzo und darüber hinweg kann man den Kirchturm sehen. Stündlich klingeln die Glocken und man kann rechtzeitig zum Sonnenuntergang durch den Keller zur Mauer gehen um sich das Naturschauspiel zwischen den Hügeln anzuschauen. Dabei sitzt man auf den sonnengewärmten Steinen.
Das sind verschiedene Darstellungen der Stockwerke, entstanden aus den Daten der Punktwolke.