Die Dachluke​

Die entwicklung einer Empore aus der formgebung des sonnenlichts

Der Blick aus der Dachluke

Wir befinden uns in einem leeren Raum mit einem grauen Beton Boden, weiß gestrichenen Wänden, Jahrhunderte alten Dachbalken und einer Dachluke. Der Raum wurde immer als Speicherraum genutzt, und bis jetzt blieb der Zugang zum Dach unerschlossen. Um hinauf zu gelangen, erfordert es einen großen Kraftaufwand, da es schwierig ist die schwere Luke von der Leiter aus aufzubekommen. Durch den Bau einer Konstruktion, die es einem ermöglicht leichter auf das Dach zu steigen, wird der Blick in die Natur vom höchsten Punkt des Hauses erschlossen.

In einem Prozess entdecke ich verschiedene Ansätze für die Erschließung des Ausblicks einerseits, und andererseits erforsche ich die Raumwirkung des Aufgangs. Es folgt die Planung und die Umsetzung der verschiedenen Ideen. Die Abfolge der Planungen ist chronologisch, und beschreibt meinen Arbeitsprozess der Formfindung.

Anhand der gewonnenen 3D Daten kann ich die Maßen für ein Model auslesen. Ich zeichne ein 3D Modell mit einem CAD Zeichenprogramm. Dort simuliere ich die Sonneneinstrahlung zu jeder Tages und Jahreszeit. Anhand der entstehenden Lichtmuster, will ich eine Form für den Dachkokon finden. Sie soll im Einklang mit dem einfallenden Licht stehen. Also analysiere ich die Lichtsituationen, die im Jetzt Zustand entsteht.

Ich merke schnell dass diese Methode etwas zu abstrakt ist, und baue mir ein reales Modell im Maßstab 1:10. Das Ganze soll ein wenig vereinfacht sein, das heißt, keine Möbel und die Türen + Fenster nur angedeutet. Der Dachaufbau soll im Modell die Realität darstellen. Das Dach baut sich aus Holzbalken, Sparren, Ziegeln und Dachziegel auf. Die Wände mit den echten Ecken und Kanten, sowie Verbiegungen, welche sich über die Zeit abgebildet haben, baue ich aus Pappelholz. Die Grundformen des Bodens und der Wände, in denen auch die Dachbalken liegen, fräse ich mir, anhand eines computergezeichneten Pfades, aus dem Holz aus. Dieses verleime ich, und baue auch die Wandstärken nach. Der Grundaufbau steht, es folgen die Dachbalken. Diese sind aus Nussholz, welches ich mit dem Hobel in die schiefen Formen der alten Eichenbalken bringe. Die echten Balken wurden vor einigen hundert Jahren mit der Hand aus einem Baumstamm geschlagen. Heutzutage sind die Balken einfacher zu verarbeiten, da sie durch Verleimungen passgenau hergestellt werden. Unsere Balken haben ihre natürliche Form behalten. Durch die Alterung des Holzes, erscheint das Holz sehr dunkel, fast schwarz. Über den Balken liegen 42 Sparren. Sie sind ebenfalls aus Nussholz gefertigt. Als nächstes kommen ca. 300 Terra Cotta Ziegel. Diese sind im echten Dachstuhl, Vollziegel, mit einer Größe von ca. 30*16*6cm. In meinem Modell verwende ich Eichenholz, und säge es mit und gegen die Faser, um die unterschiedliche Ziegeloptik zu bekommen. Das Modell streiche ich anschließend, und baue ein Fenstersturz und eine Fensterbank, sowie das Dachfenster ein.

Mit diesem Modell kann ich nun besser das Licht im Raum simulieren. Ich nehme verschiedene Lampen, und Lichtarten, um verschiedene Szenarien zu schaffen. Die daraus entstehenden Formen und Lichtkegel, zeichne ich auf Papier. Anhand dieser, will ich dann eine Form schaffen. Ich fange an mit Draht zu experimentieren, und löte verschiedene Gerüste. Ich merke dass mich die Technik einschränkt, deshalb baue ich auch weitere Modelle aus Holz. Insgesamt werden es 22 Formen. Diese stelle, oder hänge ich in das Modell und beobachte die neu entstehenden Lichtsituationen im Raum entstehen. Ich fotografiere jedes einzelne Modell unter verschiedenen Tageslicht Simulationen. Daraus erstelle ich bewegte Bilder in denen man die Lichtwanderung eines Tages nachvollziehen kann.

Nach vielen Experimenten ist eine besondere Form entstanden. Sie ist filigran und erfüllt alle meine Anforderungen. Die Stangen, die aus der Dachluke zum Boden führen, symbolisieren die Sonnenstrahlen. Vier Strahlen scheinen in Richtung Süden, was den Lichteinfall der Abendsonne darstellt. Zwei Strahlen führen in die entgegengesetzte Richtung, der Stand der Mittagssonne. Zwischen der Leiter und den zwei inneren Strahlen, werden dünne Stoffe gespannt. Die innere Form projiziert somit einen sanften Lichtschein auf den Stoff, der zwischen den äußeren vier Streben gespannt wird. Dadurch entsteht ein verschachteltes Lichtsystem, welches den Raum mit der Natur verbindet. Wenn man die Leiter hinauf steigt, gibt es die Möglichkeit einen Sitz in die Dachluke zu spannen. Diesen kann man mit einer Hakenkonstruktion einfach und schnell aufspannen. Gleichzeitig kann eine weitere Person auf der Leiter stehen. Die Sonne erleuchtet durch die Konstruktion den Innenraum. Nachts kann das Außenlicht mit einer Lampe ersetzt werden.

An den Querverbindungen lässt sich die frisch gemachte Pasta für den Abend zum Trocknen aufhängen. Das Rezept ist während des letzten Aufenthalts entstanden und erzählt ein kleines italienisches Erlebnis.